Inzidenz, Neuinfektionen, R-Wert und Co.: Die wichtigsten Corona-Kennzahlen erklärt

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden jeden Tag Fallzahlen veröffentlicht, die den Verlauf nachzeichnen sollen. Hier die Erklärung, welche Zahlen was bedeuten.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz ist ein zentraler Maßstab, um die Infektionsgeschehen in einem bestimmten Gebiet zu beurteilen und über Gegenmaßnahmen zu entscheiden. Sie wird in Deutschland auf Gemeinde- oder Landkreisebene erfasst und drückt aus, wie viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen dokumentiert wurden.
Dahinter verbergen sich aber regional unterschiedliche Entwicklungen. Als wesentliche Schwelle zur Einführung strengerer Eindämmungsmaßnahmen wurde in Deutschland ein Inzidenzwert von 50 eingeführt, der inzwischen fast flächendeckend aber deutlich überschritten wurde.

Reproduktionszahl (R-Wert)

Die Reproduktionszahl - oder kurz R-Wert - beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter während seiner Erkrankung ansteckt. Liegt die Zahl über eins, breitet sich eine Krankheit immer weiter in der Bevölkerung aus. Je weiter sie sich von der eins entfernt, desto schneller und bedrohlicher verläuft die Entwicklung. Dabei handelt es sich immer nur um eine pauschale bundesweite Lageeinschätzung.
Es gibt außerdem gewisse Ungenauigkeiten durch Meldeverzögerungen der Gesundheitsämter und andere Faktoren.

Neuinfektionen

Der R-Wert allein sagt nicht unbedingt etwas aus über die Schwere der gesamten Entwicklung. Sie ergibt sich erst aus der Kombination mit der Zahl der täglichen oder wöchentlichen Neuinfektionen. Der Grund ist simpel: Bei gleichem R-Wert macht es einen großen Unterschied, ob täglich 50.000 Ansteckungen hinzukommen oder einige hundert. Die Ausbreitungsdynamik ist theoretisch gleich, belastet die Kapazitäten der Gesundheitssysteme im Fall der höheren Zahlen allein durch die schiere Masse aber mit wesentlich größerer Wucht.
In Deutschland bewegt sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen inzwischen zwischen 12.000 und 30.000 Fällen. Das ist ein extremer Anstieg in relativ kurzer Zeit. Noch Anfang Oktober lag die Zahl der täglich neu gemeldeten Fälle laut RKI bei nur 1000 bis 4000. In anderen europäischen Ländern ist die Entwicklung noch gravierender.

Schwere Verläufe und Intensivbettenbelegung

Letztlich entscheiden nicht die Fallzahlen allein darüber, wie gut ein Land die Pandemie bewältigen kann. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr, ob die Aufnahmemöglichkeit des Gesundheitssystems ausreichen, um die Erkrankten zu behandeln. Deshalb beobachten Experten und Politik sehr genau, wie sich der Trend der schweren Verläufe und der verfügbaren Intensivplätze entwickelt.
Erstere wird vor allem dadurch beeinflusst, wie sich das Virus innerhalb der Risikogruppen vermehrt, bei denen schwere Verläufe viel wahrscheinlicher sind. Besonders genau betrachtet wird die Anzahl der Intensivpatienten, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Kapazitäten in diesem Bereich sind immer begrenzt, allein schon mit Blick auf das medizinische Fachpersonal.
Die Zahl der Intensivpatienten hinkt der Infektionsdynamik deutlich hinterher, da man mit einem Zeitverzug von zwei Wochen rechnen muss.  So lange dauert es nach einer Ansteckung, bis sich schwere Verläufe einstellen.